Die verblüffende Macht der Sprache by Hans Eicher

Die verblüffende Macht der Sprache by Hans Eicher

Autor:Hans Eicher
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden


8.3 Optimales, nicht maximales Motivationslevel

Erfolge und Siege werden ebenso wie Misserfolge und Niederlagen im Kopf entschieden. Das versteht sich von selbst und ist fast eine Binsenweisheit. Wo sonst sollte sich entscheiden, ob ein Fußballprofi beispielsweise eine klare Torchance in einen Treffer verwandelt oder ob er daneben schießt? Seine Reflexe, die Körperspannung und sein technisches Können werden schließlich vom Gehirn gesteuert und nicht von den Beinen. Die führen nur aus, was ihnen von der Kommandozentrale im Kopf befohlen wird. Dort sind alle Bewegungsabläufe durch permanentes Training, wie die Leiterbahnen in einem Mikrochip, eingebrannt.

Sie können jedoch nur dann perfekt abgerufen werden, wenn der Spieler in punkto Motivation optimal eingestellt ist. Bei einer Mannschaftssportart wie dem Fußball bedeutet dies, dass alle Spieler ein optimales Motivationslevel brauchen, damit sie gewinnen können – eine der klassischen Aufgaben für jeden Trainer. Was bedeutet jedoch „optimal“?

Den Gegner niemals unterschätzen

Wird ein Gegner unterschätzt, sinkt bei den Spielern unbewusst die Motivation, alles aus sich herauszuholen und dabei vielleicht auch Verletzungsrisiken einzugehen. Es scheint ohnehin klar zu sein, dass das Spiel gegen den schwächeren Gegner nur gewonnen werden kann. Viele Beispiele belegen aber, dass die eindeutig bessere Mannschaft auch verlieren kann. Ein prominentes Beispiel ist das Testspiel vom 18. Januar 2014 zwischen den scheinbar unbesiegbaren Bayern und Red Bull Salzburg, dem Tabellenführer der österreichischen Bundesliga. FC Bayern München verlor 3:0. Der Ehrenpräsident des Vereins, „Kaiser“ Franz Beckenbauer, kommentierte die Niederlage in einem anschließenden Presseinterview so: „Es war zu erwarten, dass Salzburg das ernster nimmt als Bayern. So kann man sich nicht präsentieren. Ich kann mir vorstellen, dass Guardiola nicht gefallen hat, was er da gesehen hat.“

Weltklassetrainer Pep Guardiola zeigte sich nach dem verlorenen Spiel im Interview als fairer Verlierer: „Es waren gute Lehren für uns. Sie haben sehr gut gespielt, besser als wir. Gratulation.“ Das Fehlen von Stammspielern wie Lahm, Schweinsteiger oder Robben ließ der Spanier nicht als Ausrede gelten. Das spricht einmal mehr für seine Klasse. Darauf angesprochen antwortete er: „Wir haben aus einem anderen Grund verloren. Weil der Gegner viel besser war als wir.“

Der damalige Trainer von Red Bull Salzburg, Roger Schmidt, der heute den chinesischen Erstligisten Beijing Guoan betreut, sagte vor diesem gewonnenen Spiel in einem Interview vorausblickend: „Es wäre vermessen, einen Sieg zu erwarten. Wir müssen mutig auftreten und dann sehen, inwiefern uns die Grenzen aufgezeigt werden.“2

Diesen Worten ist zu entnehmen, dass die Motivation der Spieler durch den Trainer optimal eingestellt wurde: gesunder Respekt vor dem übermächtigen Gegner, aber keine Angst vor ihm. Ein überzogener Respekt, der in eine ehrfürchtige Erstarrung übergeht, macht es dem Gegner leicht, den „verkrampften“ Spielern den Ball um die Ohren zu schießen. Und eine „Übermotivation“ führt durch den ausgelösten Leistungsdruck, unbedingt gewinnen zu müssen, zu einer inneren Unruhe, der die spielerischen Reflexe beeinträchtigt. Das eine unterfordert, das andere überfordert einen Menschen.

In einer intensiven Kommunikation mit jedem einzelnen Spieler und der Mannschaft insgesamt wird ein Sieg gegen stärkere Gegner wahrscheinlicher, wird dabei vermittelt: Auch ein David kann gegen einen Goliath gewinnen – nicht nur in der Bibel.

Reine Motivationsappelle bewirken das Gegenteil von



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